Interview mit Mag. Klaus Pfeiffer zum Thema Asset Management

Im Zuge unserer Investoren Interviewreihe haben wir hier bei PROPSTER besonderen Gefallen am Austausch mit Professionisten aus dem Immobilienbereich gefunden, der auch zu einem Mehrwert für beide Seiten führt. Die Interviews liefern interessante Insights aus der und für die Szene. Des Weiteren ist es uns ein großes Anliegen, unsere Leser mit Content aus dem Bereich Real Estate und den damit verbundenen Themen zu versorgen. 

Mit Klaus Pfeiffer konnten wir einen äußerst kompetenten Rechtsanwalt und Treuhänder, der sich täglich mit Asset-Management Themen auseinandersetzt, für unser Interview gewinnen. Beim Asset Management geht es klassischerweise um die Weiterentwicklung von Immobilien über die aktuelle Lebenszyklusphase hinaus – hier wird strategisches Denken, Zahlenaffinität und Umsetzungsstärke benötigt, um den Cashflow und Wert einer Immobilie aktiv zu steigern. Es gilt gemeinsam mit dem Kunden Konzepte zu entwickeln, die konsequent auf ihre speziellen Bedürfnisse und Anlagestrategien ausgerichtet sind und stets den Wert der Immobilien im Blick haben. Um hier möglichst effizient und transparent zu arbeiten, wird kein Weg an einer Digitalisierung bestimmter Schritte vorbeiführen. 

Wir stehen vor der nächsten großen Revolution, denn das digitale Zeitalter ist schon längst angebrochen. Es macht für die Immobilienwelt Sinn, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen und die richtigen Schritte zur richtigen Zeit einzuleiten.

Klaus Pfeiffer absolvierte ein Diplomstudium der Rechtswissenschaften und Bakkalaureatsstudium Italienisch an den Universitäten Salzburg und Rom III sowie ein Masterstudium (LL.M.) am University College London (UCL). Er ist Rechtsanwalt und Partner mit der Spezialisierung in Real Estate und Construction bei Weber & Co. in Wien. Er ist regelmäßiger Vortragender bei ARS, zt:akademie, ÖPWZ und Linde. Er ist Mitglied der Rechtsanwaltskammer Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Baurecht und Bauwirtschaft (ÖGEBAU), der Associazione Internazionale dei Giuristi di Lingua Italiana (AIGLI) sowie der International Bar Association (IBA).

Mag. Klaus Pfeiffer

PROPSTER: Was sind Ihre Aufgaben als Treuhänder und wo beginnt Ihre Arbeit und wo endet sie?


Klaus Pfeiffer: Bei den Bauträgerprojekten und bei den meisten Immobilienkäufen sind Vertragserrichter und Treuhänder in einer Person vereint. Sobald die Immobilie für den Bauträger feststeht, wird im ersten Schritt eine maßgeschneiderte Lösung für die Immobilie erarbeitet. D. h. Kaufvertrag und Wohnungseigentumsvertrag aufsetzen und die weiteren Schritte für die Finanzierung und die Errichtung setzen. Diese Phase kann durchaus bis zu einem Jahr andauern. 

Anschließend starten die Vermarktung und der sukzessive Abverkauf, die Kaufverträge werden unterfertigt, die Treuhandkonten werden eröffnet, das Geld erlegt und sukzessive nach dem Baufortschritt entsprechend dem Bauträgervertragsgesetz (BTVG) ausgezahlt. 

In weiterer Folge werden häufig Nachträge geschlossen, da sehr oft zusätzliche Leistungen beauftragt werden. Die sogenannten Sonderwünsche müssen steuerlich neu berechnet und vertraglich festgehalten werden. Während dieses Prozesses begleiten mich Verkäufer (Bauträger), Käufer, Makler und letztlich auch das Grundbuchsgericht, somit ist ein gutes Vertragsmanagement und eine gute Kommunikation zwischen den Parteien unabkömmlich. Schließlich handelt es nie bloß nur um einen Vertrag, sondern in der Regel um eine Vielzahl von Verträgen, die parallel abzuwickeln sind.

PROPSTER: Gab es einen ausschlaggebenden Grund für Ihre Spezialisierung im Immobilienrecht?

Klaus Pfeiffer: . Ich war immer schon von der Entwicklung und vom technischen Fortschritt einer Immobilie begeistert. Neben dem technischen, ist es aber auch der wirtschaftliche Aspekt, der mich fasziniert, und letztendlich das Zusammenspiel der Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen, wie zb Technik, Bankenwesen und rechtliche und steuerliche Beratung. Ich muss aber auch zugeben, dass mich das Immobilienrecht zum Teil auch gefunden hat. Es war also eine gute Mischung aus dem bestehenden Interesse und vermutlich Schicksal. Schlussendlich macht es mir auch Spaß, und das ist wohl der entscheidendste Faktor.

PROPSTER: Wie weit fortgeschritten sehen sie den Digitalisierungsgrad im Immobilienbereich, speziell im Bereich des Treuhänders.

Klaus Pfeiffer: Grundsätzlich sind wir bei der Digitalisierung in Österreich sehr gut auf Schiene. Im Vergleich zu anderen Ländern arbeiten wir mit einem modernen elektronischen Grundbuch, auf das alle vertrauen können. Dokumente werden gescannt, der Grundbuchsantrag wird elektronisch gestellt und auch die Kommunikation mit dem Gericht erfolgt in aller Regel elektronisch. Die Umsetzung der Digitalisierung betrifft in diesem Fall jedoch mehr den Staat, als den individuellen Treuhänder. 

Doch auch in den Rechtsanwaltskanzleien ist der Digitalisierungsgrad relativ weit entwickelt, dies in Form des elektronischen Dokumentenmanagements. 

Komplizierter wird es dann jedoch bei der Kommunikation zwischen den einzelnen Teilnehmern. Es wird noch im klassischen Sinne via Mail kommuniziert und genau hier bedarf es einer Optimierung: Um die Effizienz und Transparenz zu erhöhen, bedarf es eines Programms bzw. einer Software, um Schritte zu automatisieren und so die Fehlerquote möglichst gering zu halten. Denn überall dort wo viele Menschen zusammenarbeiten, ist ein System fehleranfällig. Durch automatisierte Updates an die Käufer wären viele Fragen hinfällig und genau da müssen wir hinarbeiten. Kurz gesagt, Effizienz, Transparenz und Zeitersparnis sind die 3 Säulen der Digitalisierung.

PROPSTER: Was sollte aus Ihrer Sicht noch digitalisiert werden und gibt es Bereiche von denen Sie abraten würden?

Klaus Pfeiffer: Nicht alle Bereiche lassen sich perfekt digitalisieren. Als Beispiel möchte ich hier die Vertragserstellung nennen. Natürlich lässt sich ein Vertrag mechanisch erstellen, doch sollte stets ein Jurist den Vertrag prüfen und ihm den nötigen Feinschliff geben, um ein späteres böses Erwachen zu vermeiden. Alles steht und fällt mit dem richtigen Wording und hier bedarf es nun mal einer maßgeschneiderten Lösung, denn die Immobilien unterscheiden sich allesamt voneinander. 

Grundsätzlich sollte man aber stets offen sein und die Marktentwicklung genauestens beobachten und gegebenenfalls digitale Lösungen annehmen. Blockchain ist mit Sicherheit die Zukunft, aber auch hier gilt es genau abzuschätzen, wie viel Digitalisierung notwendig sein wird. Am Ende des Tages muss der Vorteil für den Nutzer gegeben sein, wobei der Begriff Nutzer hier sowohl den Verkäufer, den Käufer, den Rechtsanwalt, den Notar und die weiteren Parteien umfasst.


PROPSTER: Warum macht es Sinn für einen Bauträger ein Asset Management Tool zu verwenden?

Klaus Pfeiffer: Es ist eine Frage der Effizienz und der Zufriedenheit der Mitarbeiter. Es geht nicht darum, Mitarbeiter wegzurationalisieren, sondern schlicht und einfach darum, mechanische Prozesse durch das Asset Management Tool zu optimieren. Dadurch lassen sich Mitarbeiter sinnvoller einsetzen, sodass sie dann Tätigkeiten ausüben, die nicht rein mechanisch sind. Das Resultat sind zufriedenere Mitarbeiter und eine Effizienzsteigerung für das Unternehmen, also eine Win-Win-Situation.

PROPSTER: Wie würden sie dem Kunden empfehlen, hinsichtlich der Implementierung des Asset Management Tools vorzugehen.

Klaus Pfeiffer: Bei jedem neuen Tool empfiehlt sich, mit dem Anbieter zu sprechen und sich das Weitere in einem Miteinander zu erarbeiten. Fragen zu einer neuen Software wird es anfänglich immer geben und diese lassen sich sehr gut durch gemeinsame Workshops schnell und unkompliziert lösen.


PROPSTER: Was zeichnet einen erfolgreichen Treuhänder bei der Abwicklung von Neubauprojekten aus?

Klaus Pfeiffer: Es laufen sehr viele Anfragen beim Treuhänder gleichzeitig zusammen. Verschiedene Parteien wie z. B Makler, Käufer, Verkäufer, finanzierende Banken seitens Bauträger und Erwerber sind involviert und da gilt es absolute Ruhe zu bewahren. Die Kommunikation muss stets aufrecht erhalten werden, unabhängig davon wie kompliziert die Anfragen sind. Die Vogel-Strauß-Taktik ist hier fehl am Platz und führt uns nicht ans Ziel.


PROPSTER: Ihr Schlußsatz?

Klaus Pfeiffer: Erfahrung, Wissen und  die richtige Technik bringen die optimale Lösung.