Lernen ist lebenslang – Im Investoren Interview mit Peter Prischl

Im Gespräch mit Peter Prischl afondo GmbH

“Lerne von jedem mit dem du arbeitest und lass aber auch diejenigen mit denen du arbeitest von dir lernen”

Im Sommer 2020 hat uns die Pandemie eine kleine Zeit der Hoffnung geschenkt. Das ImmoFutureLab  Anfang September 2020 war ein Immobilien-Innovations-Kongress im “Reaktor” in Wien. Neben  interaktiven Vorträgen von Vertretern der Value One, Delta Holding, TU Wien und der WKO, wurde ausgewählten Start-ups die Möglichkeit gegeben, ihre Innovationen im Ausstellerraum zu präsentieren. PROPSTER war eines dieser Start-ups. Kongresse wie der ImmoFutureLab sind ideal um neue Kontakte zu knüpfen und möglicherweise neue Geschäftsideen anzubahnen. Exakt dies ist uns vor Ort auch gelungen und wir konnten Peter Prischl mit unserer Lösung überzeugen und somit als neuen Investor gewinnen. Zwischen dem umtriebigen und rhetorisch auf Deutsch, Englisch und Schwedisch starkem Peter Prischl und unserem Gründer & CEO Milan Zahradnik war es somit Liebe auf den ersten Blick.

Zur Person Peter Prischl

Peter Prischl hat internationale Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert und besetzte im Zuge seines beruflichen Weges unterschiedliche Positionen in kleinen, mittleren und großen Unternehmen, vom CFO über CMO bis hin zum CEO. Seinen Hang zum Unternehmertum konnte er als Berater seit 1996 ausleben, als er in ein Beratungs- und IT-Unternehmen für Bau und Immobilien einstieg und nach mehreren Verkäufen jetzt mit seiner afondo GmbH unterwegs ist. Mehrfach hat er in Immobilienprojekte investiert und auch in ein Start-up in der Pharmabranche. Mit seiner Investition in PROPSTER hat Peter sein Portfolio zum ersten Mal um ein Proptech erweitert. Es war die Lösung eines realen Kundenproblems und darüber hinaus auch das PROPSTER Team mit seiner Speerspitze Milan Zahradnik, die Peter zu dem Investment bewegten. Wir freuen uns sehr, einen solch sympathischen und weitgereisten Tausendsassa an unserer Seite zu wissen und haben ihn daher zum Investoren Interview geladen.

MIT World Real Estate Forum 2019 in Cambridge

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Aleks Gavric | PROPSTER: Kurz zu deiner Person Peter. Was ist dein Background, was deine Expertise, was dein Werdegang und welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?

Peter Prischl: Also ich bin Betriebswirt aus Leidenschaft. Bereits im Gymnasium hatte ich diesen Berufszweig klar vor Augen, denn das Thema hat mich damals schon begeistert, insbesondere die Wissenschaft dahinter. Daheim war ich jedoch immer in technologieaffinen Bereichen, Branchen und Unternehmen. Damit meine ich keineswegs die Optimierung von Margarinewürfeln, sondern viel mehr Technologien wie Hartmetall, Elektronik und IT,  wo ich als CFO, CMO und CEO immer wieder umstrukturierend tätig war. Dabei hat mich das Thema Digitalisierung von der Uni weg begleitet. Die Programmiersprache Fortran habe ich mir selber beigebracht, indem ich im Rechenzentrum Lochkarten anderer Studenten kopiert und im Anschluss genauestens studiert habe. Den Anschluss an den Zentralcomputer habe ich mir damals noch mit Akustikkopplern ermöglicht. Im Zuge meiner Tätigkeit in einem Weltkonzern habe ich auch deren erstes CRM System eingeführt. Spätestens aber seit 1996, als geschäftsführender Gesellschafter, war die Digitalisierung ein ständiger Begleiter auf meinem beruflichen Weg.

Aleks Gavric | PROPSTER: Im Spätsommer 2020 sind wir uns beim ImmoFutureLab im “Reaktor” in Wien über den Weg gelaufen. Start-ups durften damals ihre Innovation präsentieren, PROPSTER war eines davon. Was genau hat dich an PROPSTER fasziniert?

Peter Prischl: Ich bin zu dieser Veranstaltung aus Neugier hin aber bereits mit der Überlegung in das PropTech Business einzusteigen. Der Ausstellerraum bot die üblichen Geschichten an, z. B. die x-te Variante von „cut out the middleman“ bzw. das Übliche zum Thema Visualisierungen und Renderings. Inmitten dieser Angebote befand sich aber auch PROPSTER mit einer originellen Innovation, die ein reales und bekanntes Kundenproblem löst.

Aleks Gavric | PROPSTER: Sprich PROPSTER war das erste PropTech in das du investiert hast?

Peter Prischl: Richtig, ich hatte zuvor bereits in Immobilien investiert und auch in andere Start-ups, PROPSTER war jedoch das erste PropTech. Diese Mini-Insellösungen, bei denen ein profitabler Bereich gelöst wird und alles Andere dem Kunden überlassen wird, gibt es zuhauf. Bei PROPSTER rückt der Kunde in den Fokus und zwar mit all den Bedürfnissen die er hat.

Aleks Gavric | PROPSTER: Ist es also die Kundenzentrierung, die dein Investment in PROPSTER ausgelöst hat?

Peter Prischl: Wenn wir es runterbrechen, dann die Geschäftsidee. Damit verbunden ist die multidimensionale Customer Value Proposition, bei der vor allem auf Transparenz gesetzt wird. Darüber hinaus war es allerdings auch das PROPSTER Team mit seiner Speerspitze Milan Zahradnik, welches mich zu dem Investment bewegt hat. Ich denke da immer an eine bestimmte Aussage meines Vorbilds Clayton M. Christensen „People hire products to do something for them“ und das ist für mich ersichtlich und eindeutig im Falle PROPSTER. 

Aleks Gavric | PROPSTER: Vor 5 Jahren war der Begriff PropTech noch relativ neu und somit unbekannt. Mittlerweile schießen PropTechs regelrecht aus dem Boden. Wie wichtig ist die Rolle solcher PropTechs à la PROPSTER, wenn es um die Digitalisierung der Immobilienbranche geht?

Peter Prischl: Verglichen mit IT-affinen Branchen wie z. B. der Automobilindustrie, hinkt die Immobilienbranche 30 Jahre hinterher, wenn nicht sogar mehr. Das durchschnittliche Automobilunternehmen war 1986 weiter als es die Immobilienbranche heute ist, das ist leider ein trauriger Fakt. Der Digitalisierungsgrad ist trotz des ganzen Jubels diverser Medien nach wie vor erschreckend niedrig und das meine ich so. 

Aleks Gavric | PROPSTER: ist es die Angst vor dem Neuen?

Peter Prischl: Angst vor dem Neuen trifft es ganz gut, aber auch die völlige Bewusstlosigkeit, wenn es um Innovationen geht. Nehmen wir eine beliebige Uni her und in weiterer Folge ein Team, welches das Thema Innovation wissenschaftlich angeht und erforscht und entsenden wir sie zu diversen Immobilienfirmen mit der Aufgabe zu erforschen, wie viel vom Budget für Innovation ausgegeben wird. Wenn das Team ehrlich ist, lautet die Antwort „wir konnten diesbezüglich nichts bis kaum etwas finden“. Baufirmen sind hier eine kleine Ausnahme, denn hier wird vor allem in Robotik investiert. Eine große Ausnahme bildet für mich die Rhomberg Gruppe. Liegt aber auch evtl. daran, dass Hubert Rhomberg, der CEO und Eigentümer, niemandem Rechenschaft ablegen muss außer sich selber und seiner Familie. Im Grunde genommen bauen wir immer noch Häuser wie wir sie vor 100 Jahren gebaut haben und das ist, um es schön auszudrücken, nicht gut. Wobei, ich möchte nicht ungerecht wirken, im Bereich Glas fand doch sehr viel Innovation statt. 

WinterCongress der FH Kufstein 2018

WinterCongress der FH Kufstein 2018

Aleks Gavric | PROPSTER: Umso wichtiger ist also die Rolle der PropTechs?

Peter Prischl: Exakt, vielleicht auch weil sie einen differenzierteren Blick auf das große Ganze haben. Insbesondere bei PROPSTER haben sich nicht nur BWL-Absolventen zusammengetan, um ein Start-up zu gründen, sondern vielmehr Personen, die für Digitalisierung brennen und sich in der Immobilienwelt auskennen und das ist erfreulich. Wichtig ist, dass man jede Branche wissenschaftlich angeht. Da spreche ich aus eigener Erfahrung, egal ob das nun die Elektronikbranche, die Werkzeugmaschinenbaubranche oder die Immobilienbranche war. Die intelligente Reduktion ist die eigentliche Leistung und das ist genau das, was PROPSTER tut. Exakt das, was der Kunde benötigt wird modelliert, sprich PROPSTER hört dem Kunden genau zu und liefert nicht Lösungen, die man gar nicht braucht. Hier auch ein Beispiel, wenn wir schon das Wort “modellieren” ins Spiel gebracht haben: PROPSTER verlangt kein perfektes BIM-Modell vom Kunden, viel mehr nehmt ihr auch eine Handzeichnung entgegen und löst das Problem des Kunden dennoch.

Aleks Gavric | PROPSTER: Wo siehst du PROPSTER in 25 Jahren?

Peter Prischl: Ein solider Partner und Player in der Immobilienwirtschaft, der Trends setzt mit möglicherweise bis zu 800 Millionen jährlichem Umsatz. Geographisch gesehen nicht unbedingt flächendeckend, jedoch sehr wohl international. Wenn ein bestimmtes Land für Innovation nicht offen ist, dann wird man es auch nicht zu seinem Glück zwingen. Weiters verbinde ich mit PROPSTER den Begriff bodenständig. Um es zu verbildlichen, eher ein Microsoft und weniger ein Facebook. Denn Microsoft war bis dato weder in einer geschäftlichen oder finanziellen noch in einer ethischen Krise und hat stets Innovation gelebt.

Aleks Gavric | PROPSTER: Was würdest du als Experte einem jungen Start-up raten, das die Immobilienwirtschaft digitalisieren möchte?

Peter Prischl: Also ein Start-up, das sich nach Experten meiner Altersklasse richtet, hat bereits verloren (lacht). Aber jetzt im Ernst. Man sollte sich auf einen Prozess konzentrieren, den man wirklich versteht und diesen dann wirklich end to end digitalisieren. Der positive Cashflow sollte von Anfang an vorhanden sein, wenn es um das reine Kerngeschäft geht. Strategische und gezielte Verluste wie z. B. Marketing- oder Vorlaufkosten sollte man sehr wohl in Kauf nehmen, um dem Markt immer ein oder zwei Schritte voraus zu sein. Das eigentliche Geschäft muss aber von Anfang an profitabel sein. Ich halte auch sehr wenig von anfänglichen Schenkungen, um eine Marktdurchdringung zu erzielen.

Aleks Gavric | PROPSTER: „Lernen ist lebenslang“ ist ein Motto von dir laut der BFI Webseite. Nicht nur, dass du nie aufgehört hast zu lernen, du vermittelst das Gelernte mit Freuden weiter, wie beim BFI, der FH Kufstein oder der Donau-Universität Krems. Wie kam es dazu?

Peter Prischl: Ich hatte das Glück, manche Lehrer gehabt zu haben, bei denen ich gemerkt habe, dass sie mir wirklich Wissen vermitteln wollen. Denen lag etwas daran, dass ich etwas lerne und das ist mir für das restliche Leben geblieben. So gesehen hatte ich keine richtigen Mentoren, aber es gab an wichtigen Stationen in meinem Leben Personen, die mir wichtiges Wissen vermittelt haben. Ein Schlüsselmoment war “Unternehmensführung” auf der WU bei Professor Hoffmann. Der Professor selbst war zwar ein Fall für sich, aber eine Sache hat mich besonders und tief beeindruckt: Wenn du als 55jähriger Manager immer noch versuchst einen Nettosaldo an Geben und Nehmen zu haben, sprich du nimmst mehr als du gibst, dann liegst du falsch. Natürlich soll man nach wie vor nehmen aber man sollte letztendlich mehr geben. Auch Adam Grant, einer der wichtigsten Managementlehrer unserer Zeit, setzt auf diese Strategie.

Aleks Gavric | PROPSTER: Da du Clayton M. Christensen und auch Adam Grant erwähnt hast. Wie wichtig ist es Vorbilder zu haben im Leben?

Peter Prischl: Ich halte das für enorm wichtig. Nehmen wir ein Kind als Beispiel her. Das Kind ist weniger arm, wenn es keinen Scooter oder kein neues Smartphone hat, sondern vielmehr wenn es keine Vorbilder hat. Das gilt im Übrigen in Firmen ebenso. Ich hatte das Glück, dass ich immer wieder an die richtigen Personen geraten bin, die mehr Vorbilder als einfach nur Lehrer waren.

Aleks Gavric | PROPSTER: Wie lautet dein Schlusswort?

Peter Prischl: Lerne von jedem mit dem du arbeitest und lass auch diejenigen,mit denen du arbeitest von dir lernen. Das soll auch keine Floskel sein. Wenn ich nicht bereit bin auch von dir, Aleks, etwas zu lernen in dieser halben Stunde, die wir gemeinsam verbracht haben, dann fühlt sich das falsch an. 

Aleks Gavric | PROPSTER: Herzlichen Dank, Peter. Ich hoffe, ich konnte Wissenswertes vermitteln und bedanke mich für das sehr spannende Gespräch.